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Produktfälschung – wer denkt da nicht gleich an die nachgemachte Designer-Tasche? Manchmal wird direkt alles kopiert, von Design und Form bis hin zum Logo. Das kann so geschickt sein, dass Lai:innen die Fälschung gar nicht erkennen. Manchmal wird etwas plumper vorgegangen: der teure Chronograph, dessen Zeiger auf den kleinen zusätzlichen Zifferblättern einfach angeklebt sind, oder die schicke Sonnenbrille, auf der der Hersteller falschgeschrieben wird. Doch Produktfälschungen sind längst nicht nur auf Konsumgüter wie Handtaschen, Armbanduhren oder Sonnenbrillen beschränkt. Auch im Lebensmittelbereich gibt es sie. Nur sind sie hier vielfach subtiler und deutlich schwieriger zu entdecken.
Ein Beispiel ist der Darjeeling. Weltweit als Champagner der Tees gefeiert, hat dieser feine Schwarztee aus dem berühmten indischen Anbaugebiet auch in Europa eine große Fangemeinde. So groß, dass bis vor einigen Jahren viel mehr Tee unter dem Namen „Darjeeling“ auf dem Markt war, als dort überhaupt angebaut wurde. Gerne wurde mancherorts günstigerer Tee mit Darjeeling gemischt und dann als solcher verkauft. Grund genug für den indischen Teeverband, bei der Europäischen Union eine PGI (Protected Geographical Indication – geschützte geografische Herkunftsangabe) zu erwirken. Ab 2011 galt eine Übergangsfrist, in der die Anbieter ihre Mogelpackungen vom Markt nehmen mussten. Seit 2016 ist endgültig Schluss mit dem Schmu. Für Lebensbaum war die neue gesetzliche Vorgabe kein Problem, kamen bei uns doch seit eh und je nur 100 Prozent Darjeeling in die entsprechenden Tüten.
Von solchen geschützten Herkunftsbezeichnungen gibt es einige. Am bekanntesten ist sicherlich der Champagner. Aber auch Dortmunder Bier, Nürnberger Lebkuchen, Cheddar, kolumbianischer Kaffee oder Tequila sind geschützt. Piment d’Espelette, der besondere Chili aus dem Baskenland, ist auch nur dann echt, wenn er dort gewachsen ist und verarbeitet wurde. Dafür bürgt das entsprechende Logo auf der Verpackung.
Übrigens: Bei all unseren Produkten stellen wir sicher, dass die eingesetzten Rohwaren sich über die gesamte Wertschöpfungskette zurückverfolgen lassen.
Eine Volldeklaration, wie sie der BNN empfiehlt, haben wir schon längst auf all unseren Produkten. Zusammenfassende Begriffe wie „Kräutermischung“ & Co. kommen bei uns nicht auf die Tüte bzw. in die Zutatenliste. Selbst wenn der Anteil einer Rohware unter 2 Prozent liegt, listen wir sie im Detail auf. Denn unsere Zutaten müssen sich nicht verstecken. Und wer will schon die Katze im Sack kaufen?
Neben den Zutaten ist aber auch ein anderer Punkt wichtig: die richtige Entsorgung der leeren Verpackungen. Denn nur wenn diese ihren Weg in die passende Abfallfraktion finden, können sie auch recycelt werden. Auf unseren Teeschachteln und unseren Kaffees sind daher bereits entsprechende Entsorgungshinweise zu finden. Und auch die restlichen Produkte ziehen bald nach.
Wenn man beim Einkaufen feststellt, dass ein Produkt, das regelmäßig auf dem Einkaufszettel steht, plötzlich teurer geworden ist, kann das ärgerlich sein. Gründe für so eine Preissteigerung gibt es mindestens so viele, wie es Stationen in der Lieferkette gibt. Dazu kommt, dass vom Preis für ein Lebensmittel mehr Parteien für ihre Leistung bezahlt werden wollen als nur der Hersteller und der Handel. Auch die Rohwaren selbst haben ihren Preis.
Preisschwankungen im Rohwarenmarkt gehören zum täglichen Geschäft. Die Natur produziert nun mal nur bedingt nach Plan. Durch langfristige Partnerschaften kommen Preisänderungen für uns meist nicht überraschend, da wir frühzeitig informiert werden. In aller Regel geben wir Schwankungen nicht sofort an den Handel weiter, da sie sich auf lange Sicht ausgleichen. Mitunter gibt es aber auch Preisveränderungen, die wir nicht dauerhaft allein tragen können. Bourbonvanille ist beispielsweise ein Gewürz, bei dem der Preis extremen Schwankungen unterliegt. Die Volatilität des Vanillemarktes liegt in der Natur der Pflanze: Die Orchidee, von der die echte Bourbonvanille stammt, kommt ursprünglich aus Mexiko. Angebaut wird sie heute aber auf den Komoren und La Réunion sowie – im Fall unserer Lebensbaum Bourbon-Vanille – auf Madagaskar. In diesen Anbauregionen fehlt allerdings die Bienenart, die die Vanilleblüten natürlicherweise bestäubt. Das wird stattdessen in Handarbeit erledigt. Mit einem Vorteil: Die Vanillebäuer:innen können genau planen, wie viele Kapseln, die sogenannten Vanilleschoten, wachsen sollen (bei zu vielen Schoten pro Pflanze leidet die Qualität). Und mit einem Nachteil: Es muss eben auch ganz genau geplant werden, wie viele Schoten wachsen sollen.
Geplant wird allerdings fast ein Jahr im Voraus, denn es dauert nach der Bestäubung rund neun Monate, bis die reifen Schoten geerntet werden dürfen. Dieser Termin wird von der Regierung auf Madagaskar festgelegt. Es gilt schließlich, den guten Ruf der Bourbonvanille zu wahren. Wird die Vanille zu früh geerntet, wirkt sich das ungünstig auf den Geschmack aus.
Direkt nach der Ernte beginnt die ebenso aufwändige Verarbeitung: Die Schoten werden in regelmäßigem Wechsel in Holzkisten zum Schwitzen gebracht und in der Sonne zum Trocknen ausgelegt. So steigt die Vanillinkonzentration. Dieser Prozess dauert noch einmal mehrere Monate. Damit hier nicht auf Kosten der Qualität gehetzt wird, ist der Zeitpunkt für den Exportstart ebenfalls von der madagassischen Regierung festgesetzt.
Während dieser Zeit kann viel passieren. Sollte die Nachfrage unerwartet gestiegen sein oder gar das Wetter Ernteausfälle herbeigeführt haben, wird es kritisch. Denn was nicht geerntet werden kann, ist am Markt schlichtweg nicht zu haben. Auch Unwetter in den Ernteregionen der anderen Vanillesorten, wie zum Beispiel Tahiti, wirken sich auf die Nachfrage aus. Dazu kommt, dass Vanille nicht nur als Lebensmittel gefragt ist: Auch die Parfümindustrie hegt reges Interesse. Und wenn die Nachfrage höher ist als das Angebot, steigen die Preise.
Verbraucher:innen bezahlen für ihre Lebensmittel gleich viermal. Das erste Mal im Supermarkt, da ist alles schön billig. Das zweite Mal bezahlen sie, wenn Umweltschäden repariert werden müssen, die durch die (konventionelle) Lebensmittelherstellung entstehen. So muss in Deutschland in absehbarer Zeit sehr viel Geld in den Erhalt der Sauberkeit und Qualität unseres Trinkwassers investiert werden, weil dieses durch die intensive Landwirtschaft mehr und mehr verschmutzt wird. Das dritte Mal zahlen die Verbraucher:innen über ihre Krankenkassenbeiträge. Hier entstehen Kosten durch Fehlernährung. Und das vierte Mal bezahlen wir als Gesellschaft, weil sich hierzulande ländliche Regionen durch eine noch immer zu wenig ökologische Agrarpolitik entvölkern und weil weltweit betrachtet Kleinbäuer:innen zu Geflüchteten werden.
Zusammengenommen spiegeln die Lebensmittelpreise an den Supermarktkassen bei weitem nicht den Wert wider, den die Erzeugnisse in ihrem Lebenszyklus verursachen. Es fallen zusätzlich versteckte Kosten für Natur und Mensch an.
Die bestehenden Standards der Kostenrechnung und Bilanzierung berücksichtigen weder positive noch negative Auswirkungen der Lebensmittelwirtschaft auf Mensch und Umwelt. Genauso wenig berücksichtigen sie die Abhängigkeit der Ernährungs- und Landwirtschaft von den natürlichen Ressourcen. Insbesondere Biodiversität, Klima, Boden und Wasser sind entscheidend für die kurz- und mittelfristige, vor allem aber langfristige Tragfähigkeit der Ernährungswirtschaft.
Daher entwickeln Wirtschaftsprüfungsunternehmen, Versicherer und Banken derzeit Ansätze zur Beobachtung und Bewertung dieser wirtschaftlichen Risiken. Es gibt jedoch keinen einheitlichen Standard, der finanzielle Anreize rechtfertigen und gesetzlich verankern würde, die mit der Implementierung besserer landwirtschaftlicher Praktiken verbunden sind.
„True Cost – From Costs to Benefits in Food & Farming“ ist eine Initiative verschiedener Marktführer der Ernährungs- und Landwirtschaft, die in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsprüfungs- und Versicherungsunternehmen einen integrierten Standard der Kostenrechnung und Bilanzierung entwickeln. Auch Lebensbaum engagiert sich hier.
Derzeit befindet sich die Systematik der True-Cost-Bilanzierung aufgrund der Komplexität des Themas weiter im Aufbau. Mit einem standardisierten Ansatz könnte die Berücksichtigung der wahren Kosten langfristig zu einem Baustein der Bilanzierung bzw. Berichterstattung werden. Anfang 2022 wurde von der Initiative ein Handbuch zur Berechnung versteckter Kosten in der Lebensmittelproduktion veröffentlicht, um die Berücksichtigung ökologischer und sozialer Werte in bestehende Rechnungslegungsstandards integrieren zu können. Das Handbuch bietet hierfür praktische Anleitungen und Methoden.
Lebensbaum Nachhaltigkeitsbericht
Stand: Dezember 2021
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Lebensbaum / Ulrich Walter GmbH
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